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Die Presse über Gherdeal Münchner Merkur vom 6. März 2006: „Ehrlich und wahrhaftig - Thomas Beckmann präsentiert den Dokumentarfilm ‚Gherdeal’ in Maria Hilf Geretsried/Gherdeal – Ein verrosteter Wegweiser zeigt ins Nichts. Um die Ecke biegen ein paar Wasserbüffel und Ziegen. Ein alter Mann kommt behäbig die Straße entlang und begrüßt die Fremden in perfektem Deutsch. Der Schauplatz ist das Dorf ‚Gherdeal’ im Herzen Rumäniens – es liegt in einer Sackgasse zwischen Hermannstadt und Kronstadt. Es scheint nicht nur so – hier ist die Zeit stehen geblieben. Es ist eine schöne, saftig grüne Landschaft, die sich um ‚Gherdeal’ erstreckt. Unberührt, fast unschuldig mutet sie an. Das Vogelgezwitscher wird nur dann und wann von dem Geräusch einer Pferdekutsche unterbrochen, dem einzigen Fortbewegungsmittel der Dorfeinwohner. Zwei Filmemacher, Thomas Beckmann (24) und Martin Nudow (28), finden diesen Ort im Jahr 2002 und ahnen, dass sich hier Geschichte manifestiert. Zwei Wochen halten sie mit der Kamera das Leben der wenigen Einwohner fest: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen dabei ineinander. Wolfram Weiße vom Kulturforum/AK Film war von diesem Dokumentarfilm begeistert, als er ihn vor zwei Jahren in Dresden im Rahmen eines Filmfestivals gesehen hatte. ‚Der Film ist von so einer großen Wahrhaftigkeit und poetischen Dichte. Mir wurde sofort klar, wen wir in Geretsried nach einem geistigen und kulturellen Zentrum suchen, dann muss dieser Film her’. Am Freitagabend präsentierte einer der beiden Regisseure, Thomas Beckmann, ‚Gherdeal’ im Don-Bosco-Saal im Pfarrheim Maria Hilf. Für viele der Besucher barg der Film wohl einen hohen Wiedererkennungswert. Siebenbürger Sachsen gibt es in Geretsried viele. Doch dieses Dorf ist dennoch ungewöhnlich. 25 Bewohner, davon acht Siebenbürger Sachsen, leben wie im Mittelalter – und das im 21. Jahrhundert. Es gibt keine Autos, keine Läden und nur ein Telefon. Kaum jemand kommt vorbei. Die Menschen versorgen sich mit dem Allernötigsten selbst. Um so überraschender war es für Beckmann, dass sie dem fünfköpfigen Filmteam‚ so ungewöhnlich offen, ehrlich, gastfreundlich und unkompliziert’ begegnet sind. Sie erzählten von ihrem entbehrungsreichen Leben, von ihren Sorgen und Nöten. ‚Gherdeal’, das wird in dem Film deutlich, ist gleichzeitig auch ein Synonym für einen nicht mehr aufzuhaltenden gesellschaftlichen Verfall und Niedergang der siebenbürgisch-deutschen Gemeinde. Fruchtbare Böden liegen brach, verwilderte Tiere zerstören die letzten bebauten Felder, die komplette Infrastruktur zerfällt. Thomas Beckmann und Martin Nudow haben mit ihrer Arbeit ein filmisches Zeitdokument geschaffen. Die bittere Armut der Menschen im Dorf, ihre Unfähigkeit, sich gegen den drohenden Verfall zu wehren, all das haben die Jung-Filmer in bewegenden Bildern festgehalten. Roswitha Diemer“ Hermannstädter Zeitung (erscheint in Rumänien) vom 22. April 2005: „Am Ende einer Sackgasse - Szenen aus dem Leben in einem vergessenen Dorf Georg Onghert ist einer der letzten Bewohner des Dorfes Gherdeal, zu deutsch Gürteln. Das Dorf ist nur ein kleiner Punkt auf der Landkarte von Rumänien, doch in Deutschland nicht unbekannt. Martin Nudow und Thomas Beckmann drehten 2002/2003 das beeindruckende Dokumentarfilm-Porträt ‚Gherdeal’ über den Ort und seine letzten Bewohner. Sie zeigten die Dokumentation bereits in acht Städten in Deutschland. Zwei Preise räumten sie mit dem Film ab: den Landespreis des Freistaates Sachsen und den Sonderpreis der Landeszentrale für politische Bildung. Mitte August erlebt das Porträt die Rumänien-Premiere im Friedrich-Teutsch-Haus in Hermannstadt. Bilder der Idylle und die atemberaubende Schönheit der Herbstlandschaft stehen der über dem Dorf liegenden Melancholie gegenüber. Seit dem Sturz des Ceausescu-Regimes ist der Ort von Abwanderung und Einsamkeit geprägt. Der Selbstversorger Georg Onghert, seine Frau Katharina und der Sohn Helmut, der schwer mit Alkoholproblemen zu kämpfen hat, sind die letzten Deutschstämmigen des Ortes. Zur Blütezeit lebten in Gürteln über 200 Siebenbürger Sachsen. Jetzt stehen ganze Häuser leer, viele sind verfallen und gleichen Ruinen. Das ehemalige Pfarrhaus nutzt Georg Onghert als Lagerraum für Mais und Obst. Gürteln liegt am Ende einer Sackgasse. Die Straße dorthin ist ungeteert, sie befindet sich in einen schlechten Zustand. Am Ende einer Sackgasse aber auch, weil das Dorf von Verfall geprägt ist. Keiner weiß, wie es dort weitergeht und ob es weitergeht. Trotz Armut und Ausweglosigkeit wollte Katharina Onghert ihr Dorf nie verlassen. Nachdem sie fünf Jahre in Russland Zwangsarbeit leisten musste, wollte sie nicht noch einmal weg. Ihr Mann macht ihr das oft zum Vorwurf, denn in Deutschland würde es ihnen besser gehen, denkt er. Der Sohn Helmut wurde von seiner Frau mit den beiden Kindern zurückgelassen, die Kinder leben im Heim. Dort erhalten sie zwar eine Ausbildung, doch sie lernen kein Deutsch. Das macht Helmut und Georg zu schaffen. Den einzigen Kontakt zur Außenwelt haben die Bewohner über den Fernseher, ein einziges Telefon und über den wöchentlichen Gottesdienst, der abwechselnd in einer von sechs Gemeinden gehalten wird. Trotz dieser bedrückenden Eindrücke zeigt der Film auch die Kraft und Ausdauer der Menschen von Gürteln. Unvergesslich bleiben die sehr schön gedrehten Landschaftsbilder. In dem 94minütigen Porträt kann der Zuschauer spüren, dass die Filmemacher betroffen sind vom Schicksal der Menschen und dass sie ein offenes und ehrliches Verhältnis zu den Protagonisten haben. Die Idee um Film kam Thomas Beckmann auf seiner ersten Rumänienreise, als er den verrosteten Wegweiser ‚Gherdeal’ mitten im Niemandsland sah. Das Projekt hat er erstmal privat finanziert. ‚Nach knapp zwei Wochen überwältigender Eindrücke und Erfahrungen kamen wir mit über 20 Stunden Videomaterial zurück’, schreibt Beckmann in einem Bericht über die Entstehung des Films. Am Beispiel der Familie Onghert brachte der Film die Probleme der deutschen Minderheit in Rumänien nach Deutschland, und er zeigt diese offen, schonungslos, aber sensibel. Ulrike Stegmann“ Stuttgarter Zeitung vom 31. März 2005: „Dokumantation ‚Gherdeal’ - Die letzten Sachsen Im Osten Europas hat der Dokumentarfilm verwunschene Orte entdeckt, an denen die Uhren anders gehen. ‚Gherdeal’ von Martin Nudow und Thomas Beckmann zeigt uns ein ehemals von Siebenbürger Sachsen bewohntes Dorf in Rumänien. Der Ort verfällt, die meisten Einwohner sind nach dem Kollaps des Ostblocks 1990 nach Deutschland ausgewandert. Nur ein paar Erschöpfte oder Sture sind zurückgeblieben, dort in jenem Flecken, wo noch immer keine Asphaltstraße hinführt. Heute bereuen sie es. Die Kamera begleitet diese Menschen, setzt sich mit ihnen geduldig in Stuben und Kirchenbänke und – dies vor allem – schaut nie auf sie herab. Die Alten dürfen in ihrem eigenen Rhythmus von den Härten des Lebens erzählen. Einerseits erscheint Gürteln, wie Gherdeal für die Bewohner noch immer heißt, wie ein schlichtes Idyll, an dem manche Pest der Moderne vorbeiging, andererseits aber auch wieder wie ein Zusammenbruch in Zeitlupe: Es ist kein Dorf mehr, sondern nur noch dessen Gespenst. tkl“ Rhein-Zeitung vom 3. November 2003: „Szenen aus dem vergessenen Dorf Mit Doku über eine fast verlassene deutsche Enklave in Rumänien haben zwei Kreative die ‚video/film tage’-]ury beeindruckt ‚Wir suchen Filme, die mit Ernst, mit Humor, mit Nähe, mit Distanz, mit Betroffenheit, mit Objektivität ein Thema aufgreifen, das mit politischem Handeln zu tun hat.’ Zum zweiten Mal hat die Landeszentrale für politische Bildung - mit diesen Worten - einen Sonderpreis ‚Politischer Film’ ausgeschrieben, der im Rahmen der 20. ‚video/film tage’ in der Kulturf abrik in Koblenz vergeben wurde. Einer der beiden Siegerfilme ist die Dokumentation ‚Gherdeal’ von Martin Nudow und Thomas Beckmann, die jetzt in der Kufa Vorpremiere feierte, Gherdeal (zu deutsch: Gürteln) ist ein kleines Dorf in Rumänien, eine seit langem bestehende deutsche Enklave in Siebenbürgen. Diesem seit dem Sturz des Ceausescu-Regimes fast völlig verlassenen Ort haben die beiden Studenten der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen ein bildgewaltiges Porträt gewidmet, in dem sie dessen Bewohner sprechen lassen, allen voran die letzte verbliebene deutschstämmige Familie Onghert. ‚Gherdeal’ ist sicherlich ein politischer Film, geht er doch auf die Probleme der Siebenbürger Sachsen in Rumänien ein. Doch vor allem fängt die Dokumentation die über dem Dorf liegende Melancholie, Trost- und Hoffnungslosigkeit ein. Die Idee, über diesen verlassenen Ort einen Film zu drehen, hatte Thomas Beckmann vor zwei Jahren während einer Reise durch Rumänien: ‚Da kam ich an eine Weggabelung mit einem alten verrosteten Wegweiser nach Gherdeal, der mitten in die Pampa führte.’ Neugierig geworden, fuhr er in den Ort, der am Ende einer Sackgasse liegt und keinerlei Infrastruktur besitzt. ‚Dieses Dorf hat mich fasziniert’, erzählt Beckmann. Den mit 2500 Euro dotierten Preis teilt sich das Team Nudow/Beckmann mit den beiden Filmemacherinnen Anja Hansmann und Ebru Karaça, die mit ihrer Dokumentation ‚Gecekondu - über Nacht gebaut’ die neunköpfige Jury ebenfalls überzeugten. [...] Christiane Hausding“ Festivalteilnahmen: Video/Filmtage Koblenz 2003 Internationales Dokumentarfilmfest München 2004 Bundesfestival "Video, Film und Multimedia" Dresden 2004 Preise: Sonderpreis der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz 2003 Landespreis des Freistaates Sachsen zum Thema "Wo soll das nur hinführen ..." 2004 bisherige Vorführungen u.a. in: Chemnitz, Dresden, Leipzig, Görlitz, Berlin, Koblenz, München, Stuttgart, Ulm, Geretsried bei München, Schorndorf, Sindelfingen (zum Gürteln-Treffen), Sibiu/Hermannstadt (Rumänien) |